Mentor – die Leselernhelfer

Zu einer erfolgreichen Mentor:innentätigkeit gehören mehrere Beteiligte...

Als ich auf der Suche nach einem Ehrenamt war, wandte ich mich an das Freiwilligenzentrum und erhielt dort in einem ausführlichen Gespräch einige Vorschläge für eine für mich geeignete Tätigkeit. Ich entschied mich für einen Einsatz als Lesementorin bei „Mentor – die Leselernhelfer Hannover  e.V.“, weil ich selbst gerne lese und Kindern helfen möchte, einen Zugang zu Büchern zu finden.

Im Februar 2015 gab es eine Informationsveranstaltung von Mentor e.V., in der es um die Ausweitung der Leseunterstützung auf Berufsbildende Schulen ging. Das war neu, da der Einsatz der Mentor:innen bislang schwerpunktmäßig in Grund- und Hauptschulen mit Kindern bis zu 16 Jahren stattfand. Die Möglichkeit, nun auch Geflüchteten und Zugewanderten an den Berufsbildenden Schulen beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen, weckte sofort meine Aufmerksamkeit, da ich mich sehr für Sprachen und Kulturen interessiere und große Fördermöglichkeiten bei den Jugendlichen sah.

Inzwischen bin ich seit sechs Jahren an der Anna-Siemsen-Schule tätig und habe viel Freude an dieser Aufgabe, die sich sehr von der Leselernhilfe an den Grundschulen unterscheidet. Im Vordergrund steht natürlich das Lesen, Schreiben und Sprechen, doch darüber hinaus bietet die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen - wenn man möchte - noch viel mehr Möglichkeiten. Ich bin Ansprechpartnerin für ganz unterschiedliche Herausforderungen im Alltag, dadurch entwickelt sich eine Beziehung zu den jungen Menschen, die wiederum eine gute Grundlage für das gemeinsame Arbeiten darstellt.

Ich informiere die Schüler:innen über das Leben in Deutschland in den unterschiedlichsten Zusammenhängen und helfe mit bei der Zukunftsplanung. Dazu gehört beispielsweise auch die Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen, das Verfassen von Bewerbungen und die Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche. Damit wird neben dem Erlernen der Sprache ein wichtiger Beitrag zur Integration geleistet, bei dem ich Interessantes über das Leben in den Herkunftsländern erfahre, was sehr hilfreich ist, um die Denkweise und das Verhalten meiner Mentées zu verstehen.

Immer wieder haben die Schüler:innen Fragen, die die Eltern nicht beantworten können, da sie selbst die Sprache und viele Abläufe in Deutschland noch nicht hinreichend kennen. Die Zusammenarbeit hat auch anstrengende Anteile, die Geduld erfordern, doch jeder Fortschritt, den die Schüler:Innen machen, macht auch mich zufrieden und manchmal sogar ein bisschen stolz, weil ich an diesem Erfolg mitgewirkt habe.

Zu einer erfolgreichen Mentor:innentätigkeit gehören mehrere Beteiligte, die bei der Organisation, Koordination und der Auswahl passender Schüler:in-Mentor:in-Tandems unterstützen. An der Anna-Siemsen-Schule arbeiten alle gut zusammen, von dem Koordinator von Mentor, den Lehrkräften, der Sozialpädagogin und ihrer Abteilungsleiterin, der Konrektorin bis hin zu Sekretär:innen und Schulassistent:innen. Auch eine Vernetzungs- und Austauschmöglichkeit zwischen den Mentor:innen ist gegeben und hilfreich.

Das Projekt des Leselernhelfens in all seinen Facetten ist nicht nur für mich persönlich sinnvoll und bereichernd, sondern ein wichtiger, gesellschaftlicher Beitrag für ein respektvolles und freundliches Miteinander. Gerne möchte ich alle, die sich dieses Ehrenamt vorstellen können, ermuntern, sich hier zu engagieren.

(Christine Röhl & Isabell Wittig-Dase)